Preisendörfer: „Als Deutschland noch nicht Deutschland war“

Ein Lesetip von Elke Heise

Statt einem Tag braucht man zwei für die Anreise. Grund: der schlechte Straßenzustand, verursacht durch die hohen Baukosten, die die Zuständigen zögern lässt, etwas dagegen zu tun; Ablehnung der benachbarten Gemeinden, die sich an den Bau- und Unterhaltungskosten beteiligen müssen; Querelen mit den Eigentümern, die Land für den Straßenbau abgeben müssten. Folgen: Der Gesellschaft entsteht ein hoher Schaden durch die Untätigkeit der Reisenden, transportierte Waren leiden, Geschäftsleute machen Verluste.

Deutschland 2017? Sicher auch, aber Bruno Preisendörfer nimmt uns in seinem Sachbuch „Als Deutschland noch nicht Deutschland war“ als Zeitreisende mit in das Deutschland der Goethezeit (also zwischen 1775 und 1830).

Dass die Dichter Klopstock und Lichtenberg jeweils 16 Geschwister hatten, und dies keine Einzelfälle waren, dass lange Zeit „der Herrgott mit der Mutter teilt“, also jedes zweite Kind bei oder kurz nach der Geburt stirbt, erfährt man ebenso wie etwas über die Mode, Kochbücher zu schreiben oder wie man sich kleidet oder warum es in den Städten gar nicht gut riecht, wir werden Zeugen, wie geklatscht und getratscht wird, wie Hochzeiten geplant und Frauen als Hexen verurteilt werden.

Mit zahlreichen zeitgenössischen Belegen erhalten wir spannende und irritierende Einblicke in die damalige Zeit.

Das Buch ist Lesestoff für alle Neugierigen und eignet sich sehr gut, um Informationen zu Alltagsthemen zu erhalten, jenseits der Literatur von Goethe und Schiller.

 

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